DGB-Ortsverband stellt das Thema Europa in den Mittelpunkt der Maikundgebung im Stadtpark Rheine

Brückenschläge am Tag der Arbeit


Von Paul Nienhaus

RHEINE. Die diesjährige Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum 1. Mai hat Brücken geschlagen. Brücken nach Europa - so lautete das Motto im Hinblick auf die am 26. Mai stattfindenden Wahlen zum Europaparlament: "Europa. Jetzt aber richtig!" Brücken aber auch in die benachbarten Niederlande, denn mit Regionalsekretär Hans Hupkes hielt ein Vertreter des niederländischen Gewerkschaftsdachverbandes FNV eine der Festreden bei einer Maikundgebung in Rheine.


Foto: Eckhard Roloff
Der Vorsitzende des örtlichen DGB-Ortsverbandes, Lothar Kurz, erfreute sich in seiner Begrüßung am guten Wetter. "Erstmals seit 2013 können wir den 1. Mai wieder unter freiem Himmel feiern", meinte er in Richtung der knapp 100 Teilnehmer, die sich vor der Konzertmuschel im Stadtpark versammelt hatten.
Bezug nehmend auf das bundesweite Kundgebungsmotto "Europa. Jetzt aber richtig!" forderte Kurz, dass die europäische Integration auch auf gewerkschaftliche Zielsetzung und die Interessen der Arbeitnehmerschaft abgestimmt sein müsste.

"Wer in den 1990er Jahren die Schritte zu einem vereinten Europoa verfolgt hat, musste ja den Eindruck gewinnen, hier würden nur neolibarale Ziele verfolgt." Mit Blick auf den niederländischen Festredner erinnerte der promovierte Historiker daran, dass 1892 holländische Arbeiter in Rheine den ersten Gewerkschaftsverein gegründet haben.

Rheines Bürgermeister Peter Lüttmann betonte, dass der Tag der Arbeit weit mehr sei als nur ein Ritual oder ein willkommener freier Tag. Seit Gründung der Bundesrepublik habe sich die Demokratie als Garant für die Freiheit unserer Gesellschaft erwiesen. "Wir müssen dafür arbeiten, dass diese Stabilität bleibt", meinte Lüttmann und warb dafür, die Stimme bei den Europawahlen abzugeben. "Eine Wahlbeteiligung unter 50 Prozent ist für die Demokratie nicht der richtige Weg", betonte der Bürgermeister.


Foto: Eckhard Roloff
Einer seiner Vorgänger, Altbürgermeister Günter Thum, hielt dann die erste von zwei Festreden. "Wie wichtig ist uns Europa" Ist Europa in der Krise?", fragte er in seinem Vortrag, der den Weg von der Nachkriegszeit anhand der wichtigsten Stationen der europäischenINtegration nachzeichnete. Thum diagnostizierte durchaus Probleme, die unter anderem auch durch die schnelle EU-Erweiterung nach dem Ende des Kalten Krieges verursacht wurden. Er kam zum Schluss: "Man darf die Europäische Union nie in Frage stellen!" Auch wenn um die richtige Politik stets gerungen werden müsse.


Foto: Eckhard Roloff
Regionalsekretär Hans Hupkes fühlte sich als Gast aus den benachbarten Niederlandes sehr geehrt, auf deutscher Seite der Grenze eine Mairede halten zu dürfen. "In Deutschland in in den Niederlanden wird der 1. Mai sehr unterschiedlich begangen", verwies er darauf, dass seine Landsleute keinen Feiertag haben. "Dennoch gehört der 1. Mai uns", meinte er und verwies auf Errungenschaften der gewerkschaftlichen Bewegung im Nachbarland.

  Münsterländische Volkszeitung vom 3. Mai 2019