GEW-Veranstaltung:
Burn out. Was macht krank am Lehrerberuf?


Diplom-Psychologe Peter Berger von der Hardtwaldtklinik II in Bad Zwesten hat in seinem Berufsleben über 600 Lehrerinnen und Lehrer klinisch therapiert. Wer könnte besser als er wissen, was am Lehrerberuf krank macht?

Diplom-Psychologe Peter Berger stellte dar, warum viele Lehrerinnen und Lehrer unter dem Burn-out-Syndrom leiden und was sie dagegen unternehmen können.

Den zahlreich aus allen Teilen des Kreisgebiets zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung des GEW-Kreisverbandes Steinfurt zusammen gekommenen Kolleginnen und Kollegen konnte er zu Beginn seines Vortrages eine gute und eine schlechte Nachricht übermitteln: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Lehrkräfte ist höher als die vergleichbarer akademischer Berufsgruppen. Andererseits ist aber auch die Wahrscheinlichkeit, seelisch zu erkranken, drei- bis viermal höher als bei vergleichbaren Gruppen.

Nach der Darstellung Bergers gibt es dafür eine schlüssige Erklärung: Lehrerinnen und Lehrer sehen sich ständig mit den Rollenerwartungen verschiedenster Bezugsgruppen konfrontiert: mit den Erwartungen der Schülerschaft, der Eltern, des Kollegiums, der Schulleitung und der Schulaufsicht usw. Andererseits fehle es an einem institutionellen Rahmen für eine regelmäßige professionelle positive oder negative Korrektur des Lehrerverhaltens.

Wenn immer häufiger Burn-out-Symptome bei Lehrerinnen und Lehrern festzustellen seien, sei dies letztlich das Ergebnis einer sich auf die Dauer einstellenden Diskrepanz zwischen den eigenen enttäuschten berufsbezogenen Erwartungen und der täglich erlebten Realität.


Einen großen Raum nahm im Vortrag Bergers der jeweilige persönlichkeitsbezogene Arbeitsstil ein: Wer sein Berufsleben überzogen nach einem einzigen Arbeitsstil ausrichte, nehme sich die Freiheitsgrade für ein flexibles Verhalten, das Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung des beruflichen Alltags sei.

Jeder einzelnen solle daher sein eigenen Verhalten reflektieren, insbesondere die Angemessenheit oder auch einseitige Ausrichtung der eigenen Ansprüche hinterfragen. Nützlich sei hierzu die Bildung von kleinen "Inseln" innerhalb der Lehrerkollegien.

Lebhaft diskutiert wurde von den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern die These Bergers, für die Entstehung von Burn-out-Symptomen sei weniger die objektive Arbeitsbelastung verantwortlich als vielmehr die jeweilige Persönlichkeitsstruktur. An zahlreichen Beispielen verdeutlichten sie, dass als sinnlos empfundene rechtliche Regelungen und als unzumutbar wahrgenommene Arbeitsbedingungen tagtäglich in erheblichem Maße dazu beitragen, dass pädagogisches Engagement "ausbrennt."


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