Schulpolitisches Rollback zur Zementierung von Bildungsprivilegien
(Pressemitteilung des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen)


Die "Neue Schulpolitik in NRW" stand auf der Kreismitgliederversammlung von Bündnis 90/Die Grünen zur Diskussion. Sigrid Beer, schulpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion und zwei Mitglieder des Kreisvorstandes der GEW stellten den Schulgesetzentwurf der neuen Landesregierung umfassend vor. Die grüne Politikerin fasste ihre Einschätzung folgendermaßen zusammen: "Die schwarz-gelbe Regierung zementiert ein dreigliedriges, an einem fragwürdigen Begabungsbegriff orientiertes Schulsystem. Die Kinder werden mit neun Jahren in drei Schulformschubladen sortiert und haben kaum Chancen aufzusteigen. Damit bekommt die soziale Herkunft noch mehr Einfluss auf den Schulerfolg." Die zu frühe Festlegung der Kinder und die Abschottung der Gymnasien durch eine Verkürzung der gymnasialen Sekundarstufe I kritisierten auch Jochen Glüder und Lothar Kurz von der GEW Steinfurt.

Sigrid Beer, schulpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion

Joachim Glüder. Vorsitzender des GEW-Kreisverbandes Steinfurt

Lothar Kurz, Beisitzer im Vorstand des GEW-Kreisverbandes Steinfurt

Anne Engelhardt, Sprecherin des grünen Kreisvorstandes


Alle drei Experten sehen in diesem Schulgesetzentwurf kein Konzept für ein modernes und zukunftsgerechtes Schulsystem mit mehr Chancengleichheit, mehr Bildungsbeteiligung und Durchlässigkeit zwischen den Schulformen. Vielmehr würden sogar sinnvolle Grundschul- und Oberstufenreformen zurückgenommen. Der Druck auf Eltern, Lehrer und besonders auf die Kinder werde deutlich durch frühe Auslese, durch mehr Lernstoff in der gleichen Zeit, durch Schulrankings, durch Aufhebung der Grundschulbezirke und durch Kopfnoten als Disziplinierungs- bzw. Anpassungsmaßnahme vergrößert.

Die anwesenden Eltern interessierte besonders die Frage, wer der Sieger dieser Reformen sein wird. Nach Meinung der drei Experten sicherlich nicht die Mehrzahl der Kinder. Sie befürchten, dass noch mehr Schüler keine Chance bekommen, einen höher qualifizierten Abschluss zu erreichen. Ebenso träte die sozial-integrative Funktion der Schulen in den Hintergrund, die besonders in unserer heutigen Zeit des demografischen Wandels, der Globalisierung und der Einwanderung notwendig wäre. Eine Realschullehrerin wies dringend auf die Notwendigkeit eines Schulsystems mit Ganztagsbetrieb an allen Schulformen hin. Nur so könne eine Erweiterung der Bildungsbeteiligung und eine Steigerung des Qualifikationsniveaus vor allem in der Breite erreicht werden.

Szenarien der OECD prognostizieren für das Jahr 2020 nur noch ca. 10 % der Arbeitsplätze in der manuellen Produktion. Gesellschaftliche Teilhabe und soziale Gerechtigkeit wäre somit immer mehr vom Zugang zur höherwertigen Bildung abhängig. "Man kann nur noch hoffen, dass Frau Sommer als Christdemokratin und viele Betroffene sich dem FDP-orientierten Marktradikalismus des neuen Schulgesetzentwurfes entgegen- stellen", schloss Anne Engelhardt, grüne Kreisvorstandssprecherin, die Diskussion.


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