GEW-Veranstaltung zur flexiblen Eingangsphase an Grundschulen

Zu den größeren Änderungen im Bildungssystem unseres Landes gehört gewiss die geplante Umstrukturierung der Eingangsphase der Grundschule. Viele Grundschulen stehen derzeit vor der Frage, ob sie eine jahrgangsüber- greifende flexible Eingangsphase einführen oder ein jahrgangsbezogenes Förderkonzept erstellen sollen.

Unter den derzeitigen Bedingungen lehnt die GEW die Einführung der "Flex" an Grundschulen strikt ab, weil die Grundschullehrerinnen mit keinerlei flankierenden Hilfen durch das Land , wie Fortbildung mit entsprechender Entlastung, Bereitstellung von geeigneten Materialien und Räumlichkeiten rechnen können. Völlig ungeklärt ist auch die neue Rolle der Leiterinnen der aufgelösten Schulkindergärten, die dann möglicherweise 8 bis 10 erste Klassen in mehreren Orten betreuen müssten.

Einige Kollegien sehen in den integrativen und jahrgangsübergreifenden Aspekten einer flexiblen Eingangsphase aber durchaus einen positiven Ansatz Deshalb sollte man sich nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft auch mit Erfahrungsberichten von Schulen auseinandersetzen, die schon flexibel arbeiten.

Auf Einladung des GEW-Kreisverbandes referierte in Saerbeck Gisela Gravelaar, die Schulleiterin der Wartburg-Schule in Münster (links), über ihre Erfahrungen mit klassenübergreifender Arbeit seit 2001. Vor den mehr als 80 erschienenen Grundschullehrkräften ging die Rektorin bei ihrem Erfahrungsbericht davon aus, dass Kinder, die eine Grundschulklasse besuchen, recht verschieden in Alter, Vorwissen, Können und Lerntempo sind. Das sei daher auch keine neue Erscheinung einer jahrgangsübergreifenden Eingangsklasse.

Von Anfang an arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Organisationsformen, in denen sie eigentätig lernen können (Wochenplan, Projekte...).Ältere Kinder übernehmen Patenschaften für die Neulinge, und das Prinzip "fortgeschrittene Lerner helfen Anfängern" wird angewandt. Das tue den Kindern gut und entlaste die Lehrkraft , die so Zeit für "Problemkinder" gewinne.

Auf diese Weise ändere sich natürlich die Lehrerrolle stark, so die Pädagogin. Nicht mehr "Lehren" stehe im Vordergrund, sondern die Begleitung von Lernprozessen sei gefragt. Unverzichtbar sei aber die Bereitstellung von Materialien für die Eigentätigkeit wie Karteien, Lernsoftware, Arbeitsbögen und Lexika.

Nach jedem Schuljahr verlässt etwa die Hälfte der Kinder die Klasse ins 3. Schuljahr und ebenso viele Neulinge kommen dazu. In der Regel bleiben die Kinder also zwei Jahre in der Eingangsklasse, langsame Lerner können auch drei Jahre bleiben, während hochbegabte schon nach einem Jahr ins dritte Schuljahr aufsteigen können. Das jahrgangsübergreifende Modell habe sich an ihrer Schule bewährt und werde von allen akzeptiert.

Rektorin Gravelaar berichtete mit viel Begeisterung von den Änderungen im Schulanfang an ihrer Schule.

Bei der Diskussion der Thematik wurden schnell zwei Positionen deutlich. Zum einen sahen die Teilnehmer der Veranstaltung in der Tat mehr Chancen für das einzelne Kind in einer neuen Eingangsphase. Andererseits blieben aber auch die Bedenken bestehen, die die GEW teilt, dass eine solche Strukturänderung unter gegebenen Bedingungen und in so kurzer Zeit nicht ohne überproportionale Mehrbelastung zu leisten sei und für viele Schulen größere Klassen mit sich bringen kann.

"In jedem Fall aber", so das Resümée von Ferdinand Eßer von der GEW Steinfurt , "hat dieser Abend sicherlich zur Entscheidungsfindung der einzelnen Schulen beigetragen."

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