Schuleingangsphase der Grundschule - GEW-Kreisvorstand informierte sich

Saerbeck - Nicht wenige Lehrkräfte an den Grundschulen des Kreises befürchten durch die geplante Auflösung der Schulkindergärten eine Zunahme der Probleme in ihren Klassen, weil demnächst auch nicht-schulreife Kinder eingeschult und unterrichtet werden.

Um sich über die einzuführende neue Schuleingangsphase zu informieren und deren Probleme und Eigenarten kennen zu lernen, hatte der Kreisvorstand der Bildungsgewerkschaft GEW die Leiterin einer Grundschule eingeladen, die seit zwei Jahren bereits als Modellschule nach den Plänen des Schulministeriums verfährt.

Gisela Gravelaar von der Wartburg-Grundschule in Münster-Gievenbeck (links) ging bei ihrem Erfahrungsbericht von der Beobachtung aus, dass Kinder, die die ersten und zweiten Klassen besuchen, sehr verschieden sind was ihr Alter, ihr Können und ihr Lerntempo betrifft. Dies sei daher auch keine neue Erscheinung einer Eingangsklasse, die das erste und zweite Schuljahr umfasst.

Schwierigkeiten, falls man überhaupt davon sprechen könne, habe es an ihrer Schule höchstens bei der Einführung der jahrgangsübergreifenden Klasse gegeben, als am Ende des 1.Schuljahres die Klassen aufgeteilt wurden und zur Hälfte Schulneulinge aufnahmen. Damals hatte es Bedenken von Eltern gegeben, weil die Klassen geteilt wurden. Mittlerweile habe sich das Modell bewährt, so die Pädagogin, und werde von allen akzeptiert.

Von Anfang an arbeiten die Schüler Eingangsklassen in Organisationsformen, in denen sie eigentätig lernen können (Wochenplan, Projektunterricht....). Ältere Schüler übernehmen Patenschaften für die Neulinge, und das Helferprinzip (fortgeschrittene Schüler helfen Anfängern) wird angewandt und entlastet die Lehrkraft, die so mehr Raum hat für Problemkinder.

Dadurch habe sich die Rolle von Lehrerin und Lehrer stark geändert, betonte G. Gravelaar. Nicht mehr das "Lehren" stehe im Vordergrund, sondern die "Begleitung von Lernprozessen" sei gefragt. Wichtig sei die Bereitstellung von Material für die Eigentätigkeit (Karteien, Lernsoftware, Arbeitsbögen, Nachschlagewerke...)

Nach jedem Schuljahr verlässt etwa die Hälfte der Kinder die Klasse ins 3.Schuljahr, und etwa ebenso viele Neulinge kommen dazu. In der Regel bleiben also die Kinder zwei Jahre in der Eingangsklasse. Langsame Lerner können auch drei Jahre dort bleiben, während (hoch)begabte Schüler schon nach einem Jahr ins dritte Schuljahr aufsteigen können.

Die Kollegin Gravelaar berichtete mit viel Begeisterung von den Änderungen im Schulanfang und konnte einen Teil der Befürchtungen ausräumen. Sie mahnte aber auch die Bereitstellung von Sozialpädagog(inn)en für die Klassen an.

Der GEW-Kreisvorstand verwies in dem Zusammenhang auf die Forderung der GEW nach Neueinstellungen von Sozialpädagog(inn)en. Auf zwei Klassen müsse mindestens eine Fachkraft kommen. Er würdigte weiter die bisherige gute Arbeit der Schulkindergarten- leiterinnen im Kreis und betonte, es gehe nicht an, dass diese in Zukunft drei bis fünf Grundschulen betreuen müssten. Das nütze niemandem. Die GEW- Mitglieder in den Personalräten würden ihr Mögliches tun, das zu verhindern.

Insgesamt bevorzugt die GEW eine integrative Lösung gegenüber einer gesonderten Unterrichtung von entwicklungsverzögerten Kindern. Nur dürfe eben nicht "der Rotstift" die Änderungen der pädagogischen Arbeit bestimmen.

Die Bildungsgewerkschaft warnt davor, mit Billiglösungen das relativ gute Abschneiden der deutschen Grundschulen bei der IGLU-Studie zunichte zu machen. Für eine verbesserte Frühförderung müsse neben der Grundschule auch der Kindergarten mehr als bisher ins Bildungssystem einbezogen werden.

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