150 Jahre Lehrerinnen- und Lehrergewerkschaft im Kreis Steinfurt - Ein historischer Überblick (1863 - 2001)

Der Kreisverband Steinfurt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) feierte 2001 das 125-jährige Bestehen seiner Vorgängerorganisationen auf dem Gebiet des heutigen Kreises Steinfurt: Im Jahre 1876 wurde in Westerkappeln der Lehrerverein Tecklenburg-Nord als Zweigverein des Preußischen Lehrerverbandes gegründet. Ein Jahr später schon erfolgte die Gründung eines gleichnamigen Vereins Tecklenburg-Süd.

Beide Vereine verstanden sich als Standesorganisation für Volksschullehrer. Über ihre Tätigkeit in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens sind keine Unterlagen erhalten. Das älteste erhaltene Protokollbuch von Tecklenburg-Süd, das im Kreisarchiv Steinfurt aufbewahrt wird, setzt im Jahr 1902 ein. Es veranschaulicht ein Vereinsleben, das - den kaum ausgeprägten Freiheitsrechten auf gesamtstaatlicher Ebene entsprechend - Fortbildungsveranstaltungen und geselliges Leben in den Vordergrund der Arbeit stellte. Angesichts unzureichender sozialer Absicherung gehörte zu den Aufgaben des Vereins aber auch die Zahlung einer Rente an die Witwen verstorbener Mitglieder aus eigenen Mitteln.

Einen verbesserten Rahmen für die Vereinsarbeit brachte dann die Weimarer Republik. Als 1926 das 50jährige Vereinsjubiläum im Saale Wesselmann in Velpe gefeiert wurde, erhielten die dort versammelten Kollegen reichlich Lob: Schulrat Dr. Ohlendorf hob die Arbeitstreue und das geistige Streben der Lehrer besonders hervor, Landrat Dr. Schultz lobte ihre Mitarbeit in der Heimatbewegung und der Jugendpflege.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfolgte 1933 auch die Gleichschaltung der Lehrervereine. Am 29. April heißt es im Protokoll von Lengerich-Süd: „Der Vorsitzende, Kollege Warnecke ... gab bekannt, daß als Beauftragter der Gauleitung der NSDAP Kollege Kaul erschienen sei, um die Gleichschaltung des Vereins, bzw. die Umwahl des Vorstandes im Sinne der nationalen Regierung durchzuführen.“ So geschah es dann auch.

Nach dem Ende des Nazi-Regimes und des Zweiten Weltkrieges konstituierten sich die beiden Vereine 1948 im Rahmen des Allgemeinen Deutschen Lehrer- und Lehrerinnen-Verbandes (ADLLV) neu und schlossen sich kurze Zeit später mit anderen Lehrerverbänden zur Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zusammen. Damit war ein organisatorischer Rahmen geschaffen, der die frühere Zersplitterung nach Geschlechtern, Konfessionen und Schulformen aufhob.

In diese Jahre fallen die ersten gewerkschaftlichen Aktivitäten etlicher Kolleginnen und Kollegen, die als Ruheständler heute noch im Kreisverband aktiv sind, so etwa von Gertrud Bocker und Heinrich Kröner.

Die Fragen der großen Politik wurden jetzt auf Mitgliederversammlungen thematisiert, so die Haltung zum Grundgesetz und zur Schule in der DDR und der Sowjetunion. Von erheblicher Bedeutung wurde seit Ende der fünfziger Jahre auch die Arbeit in den neu eingerichteten Personalräten, für deren Wahl viel organisatorische und finanzielle Kraft aufgewendet werden musste.

Im Jahre 1972 schlossen sich die beiden Tecklenburger Ortsverbände der GEW zusammen. In dieser Zeit gewannen wieder allgemeinene Themen Bedeutung in der innergewerkschaftlichen Diskussion. Der „Radikalenerlass“ der Bundesregierung wurde in seinen Auswirkungen auf den öffentlichen Dienst heftig diskutiert, heftiger fast noch der Versuch, eine ähnliche Regelung auch innergewerkschaftlich durchzusetzen.

Jubiläumsfeier "100 Jahre Lehrerverein im Tecklenburger Land" im Kreisheimathaus Tecklenburg 1976

Bei der 100-Jahr-Feier im Jahre 1976 konnte Vorsitzender Hildebrand Hollenberg im Saal des Kreisheimathauses Tecklenburg u.a. den Bundesvorsitzenden Erich Frister und die Landesvorsitzende Ilse Brusis begrüßen.

Gäste bei der Juliläumsfeier "100 Jahre Lehrerverein im Tecklenburger Land" (v. l. n. r.): GEW-Bundesvorsitzender Erich Frister, GEW-Landesvorsitzende Ilse Brusis, Kollege Heinrich Kröner, Landrat Hans Poetschki

Im neuen Kreis Steinfurt existierten nun neben dem Ortsverband Tecklenburg noch die GEW-Ortsverbände in Steinfurt und in Greven. 1993 schlossen sie sich zum Kreisverband Steinfurt zusammen. Eine der letzten größeren Veranstaltungen des Kreisverbandes war der im November 2000 in Saerbeck durchgeführte Kreislehrerinnen und -lehrertag unter dem Motto: „Konflikte und Gewalt an den Schulen“, auf der etwa 160 Kolleginnen und Kollegen aus allen Schularten gemeinsam diskutierten und das Hilfsangebot außerschulischer Institutionen kennenlernten.

Auf der Jahreshauptversammlung im Mai 2001 konnte der scheidende Kreisvorsitzende Herbert Neise mitteilen, dass die Mitgliederzahl des Kreisverbandes in ständigem Wachstum begriffen ist und zuletzt die Marke von 800 überschritten hat.

Ihr 125-jähriges Jubiläum feierten die Kolleginnen und Kollegen des GEW-Kreisverbandes zusammen mit vielen Gästen am Freitag, dem 26.10.2001, in der Mensa der Euregio-Gesamtschule Rheine.

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